Eine neue Profilausstellung im MEK: Was heißt das eigentlich?
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Die Neukonzeption einer Ausstellung bedeutet immer viel Arbeit – aber wie sieht so ein Prozess für eine Profilausstellung aus? Und wie werden Menschen außerhalb des kuratorischen Teams einbezogen? Eine Serie von Blogbeiträgen bietet einen Blick hinter die Kulissen.
Text: Susanne Boersma und Frederike Nolte
Was macht ein Museum aus und in welchem Kontext sind seine verschiedenen Ausstellungen zu verstehen? Eine Profilausstellung stellt das Haus und Teile seiner Sammlung vor. Sie bietet eine Einführung in Objektbereiche, stellt besondere Einzelobjekte vor, präsentiert Themen und Debatten, die das Museum charakterisieren. Mit Ausstellungen wie dieser können Museen viel über sich selbst erzählen. Vor allem bieten sie Besucher:innen eine Basis, auf der sie Sonderausstellungen besser einordnen und verstehen können. Solche längerfristigen Präsentationen zeigen die inhaltliche Ausrichtung eines Museums.
Es ist eine Weile her, als das Museum Europäischer Kulturen (MEK) eine neue Profilausstellung konzipiert hat: Die immer noch zu sehende Ausstellung mit dem Titel „Kulturkontakte: Leben in Europa“ wurde 2011 eröffnet. In der Zwischenzeit hat ein Generationenwechsel im MEK stattgefunden. Zwölf Jahre später besteht das Team u.a. aus zehn Kurator:innen mit verschiedenen Arbeitsschwerpunkten; nur drei von ihnen hatten noch die jetzige Profilausstellung mitkuratiert. Auch hat sich die Museumsarbeit generell verändert. Sie legt heute mehr Wert auf Vermittlung und Partizipation, ohne jedoch die Forschung aus dem Blick zu verlieren, und hat spätestens seit der COVID-19-Pandemie in Deutschland einen digitalen „Schub“ erhalten.
Dass sich das MEK diesen Herausforderungen von Anfang an gestellt hat und solchen Praktiken auch bei der Entwicklung seiner neuen Profilausstellung anwendet, ist selbstverständlich. Weitaus schwieriger ist die Diskussion darüber, wie eine solche Ausstellung aussehen könnte. Sollte sie die Sammlung oder eher das Leitbild bzw. den Markenkern des Museums widerspiegeln? Wie könnten Themen lauten und welche Objekte sollten unbedingt in der Ausstellung präsentiert werden? Allem voran stellt sich die Frage, für wen wir diese Ausstellung machen.
Prozesse der Zusammenarbeit
Glücklicherweise müssen wir das nicht alleine entscheiden. Aus unterschiedlichen Ecken erhalten wir Feedback, Input und Ideen, die uns dabei helfen herauszufinden, welche unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse wir berücksichtigen müssen. Die meisten Museen haben heute den Anspruch, partizipativ zu arbeiten – mit mehr oder weniger Erfolg. Dennoch gelingt es oft nicht, Projekte so zu gestalten, dass sie nicht nur für das Museum wichtige Ergebnisse liefern, sondern auch die Teilnehmer:innen und Besucher:innen mit ihren Ideen berücksichtigen. Im MEK versuchen wir, über verschiedene Arbeitsformate zum Ziel zu kommen – mit Menschen, die uns schon kennen, aber auch mit jenen, die erst während des Prozesses hinzukommen.
So gibt es zum Beispiel eine langfristige Zusammenarbeit mit Studierenden der Humboldt Universität, aber wir haben auch schon einen Workshop mit den Vereinsmitgliedern der MEK Freunde organisiert. Weitere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit werden derzeit besprochen und gestaltet. Diese Prozesse sind uns wichtig, damit wir als Team möglichst viele unterschiedliche Perspektiven und Blickwinkel kennenlernen und um unsere Arbeit und Grenzen kritisch zu hinterfragen.
Transparentes Arbeiten
Die Konzeption von Ausstellungen bis zur Eröffnung spielt sich meistens hinter verschlossenen Türen des Museums ab. Die Ausstellung ist das Endprodukt, das dem Publikum präsentiert wird – doch warum sollte es ein Geheimnis sein, wie die Mitarbeiter:innen des Museums dabei vorgehen? Als öffentliche Institution mit Objekten und Kunstwerken aus unterschiedlichen Gegenden Europas ist es unser Anspruch, die Arbeit hinter den Kulissen transparenter und nachvollziehbarer zu machen.
Dies gilt auch für die Konzeption der neuen Profilausstellung des MEK. Dazu gehört eine Offenheit, die involvierten Personen und Gruppen zu benennen sowie über den Fortschritt des Prozesses zu berichten. So wurde dieser Beitrag von mir, Susanne Boersma, geschrieben, da ich als Ko-Kuratorin und Koordinatorin seit Oktober 2022 für den Prozess zuständig bin. Frederike Nolte, die bei uns als Praktikantin tätig war, hat mich dabei unterstützt. Die ersten Monate nutzte ich, um mit Kolleg:innen herauszufinden, wie wir vorgehen wollen. Gemeinsam mit den Kurator:innen am Haus haben wir schnell festgestellt, dass wir „Europa“ auf irgendeine Art und Weise thematisieren müssen. Dazu passt die Idee, zunächst die Ausstellung zu den Europäischen Kulturtagen zum Teil der Profilausstellung zu machen. Auch ist klar, dass wir in der neuen Ausstellung mehr Raum für Vermittlung und Medien bieten möchten: Wir wollen ins Gespräch über die Themen und Objekte des Museums kommen!
Über unterschiedliche Wege werden wir diesen Prozess transparent und partizipativ gestalten. Blog-Beiträge wie dieser sind ein Teil davon und bieten Einblicke in aktuelle Arbeitsprozesse und Entwicklungen am MEK. Regelmäßig sprechen wir in den Blog-Posts unterschiedliche Aspekte des Prozesses an und berichten über vergangene Workshops und die Zusammenarbeit mit Lehrenden und Studierenden. Zuerst beleuchten wir die Ergebnisse der individuellen Forschungsprojekte von Studierenden der Humboldt Universität zu Berlin. Im Seminar „Makeshift Europe“ lernten die Studierenden das Museum, die Mitarbeiter:innen und unsere Sammlung kennen. Sie nutzten unterschiedliche Methoden, um Objekte und ihre Darstellung kritisch zu reflektieren – mit spannenden Ergebnissen. Dazu und zu den weiteren Teilen unserer Arbeit wird es in Zukunft an dieser Stelle mehr Input geben. Es bleibt spannend!
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