Was macht eigentlich ... :

Sebastian Kriesch, Projektmitarbeiter im Archäologischen Zentrum

Sebastian Kriesch © Staatliche Museen zu Berlin / Christof Hannemann

Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte Mitarbeiter*innen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir Sebastian Kriesch über die Schulter, technischer Mitarbeiter im Projekt “Eisenzeit im Baltikum” am Archäologischen Zentrum.

Woran arbeiten Sie gerade?
Zusammen mit meiner Kollegin Heidemarie Eilbracht arbeite ich in dem Berliner Teil des Forschungsprojekts „Forschungskontinuität und Kontinuitätsforschung. Siedlungsarchäologische Grundlagenforschung zur Eisenzeit im Baltikum“. Das Kooperationsprojekt zwischen dem Museum für Vor- und Frühgeschichte und dem Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in Schleswig mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften ist langfristig angelegt, um Grundlagenforschung zur Archäologie im ehemaligen Ostpreußen zu betreiben. Inhaltlich geht es in unserem Projektmodul in Berlin um die Erfassung und die Digitalisierung von Aktenbeständen aus dem Prussia-Museum im ehemaligen Königsberg in Ostpreußen. Aus der bis 1945 deutschen Provinz Ostpreußen sind große Akten- und Fundbestände treuhänderisch an das Museum für Vor- und Frühgeschichte gelangt. Als Teil der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sind wir dort dafür verantwortlich, das Kulturerbe des ehemaligen Preußen zu bewahren. Daher sind die Bestände aus Königsberg hier gut aufgehoben. Sie werden seit den 1990er Jahren wissenschaftlich ausgewertet. In unserem Projekt wird eine Forschungsinfrastruktur aufgebaut, die es in- und ausländischen Wissenschaftlern ermöglichen soll, mit den digitalisierten Beständen zu arbeiten. Denn die archäologische Forschungsgeschichte aus der Region vor 1945 ist für die Kolleginnen und Kollegen aus Litauen, Polen und Russland bisher kaum zugänglich und viele Fundorte sind heute nur noch aus den alten Akten bekannt. Daher ist die Möglichkeit eines vereinfachten Zugangs für ein wissenschaftliches Fachpublikum sehr wichtig.
Daneben wird im Rahmen unseres Projekts natürlich auch archäologische Forschung betrieben, die auf der Auswertung der Archivalien und Funde basiert. Dafür arbeiten wir eng mit unseren Kollegen in Schleswig zusammen. Für die genannten Zwecke wurde mit einer Partnerfirma eine Online-Datenbank als Arbeitsinstrument entwickelt. An diesem Prozess bin ich seit Mitte 2015 stark beteiligt. Nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten bin ich als Administrator für die Verwaltung der Datenbank mit ihren Inhalten und Nutzerzugängen zuständig. Zusätzlich befasse ich mich aber auch mit anderen informationstechnischen Dingen im Rahmen des Projekts: Ich betreue die Projekthomepage, bereite vorhandene Daten für die Migrationen in die Datenbank auf, recherchiere und prüfe neue Daten und bin seit einiger Zeit auch als Datenredakteur für das Museum für Vor- und Frühgeschichte tätig.

Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Vor allem sitze ich am Computer und bearbeite Daten. Außerdem schreibe ich viele Texte: Inhaltliches, aber auch viele Emails, Workflow-Dokumente, Korrespondenz mit unserer Partnerfirma, die unsere Datenbank technisch betreut etc. Zurzeit bereiten wir außerdem die Migration der ca. 50.000 digitalisierten Aktenblätter vor. Bei Interesse stelle ich unsere Projektdatenbank mit ihren Funktionen auch Kolleginnen und Kollegen vor. Außerdem gibt es regelmäßige Treffen zur Projektarbeit in Berlin, Schleswig oder Hamburg, an denen ich teilnehme.

Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Er ist sehr abwechslungsreich und ich lerne viel. Ich hatte mich vorher noch gar nicht mit der Archäologie im ehemaligen Ostpreußen oder auch nur mit der Region an sich beschäftigt. Aber jetzt, nach mehreren Jahren Arbeit in dem Projekt, habe ich in dieser Hinsicht sehr viel kennengelernt. Zusätzlich erfordert die Projektarbeit viel Kommunikation mit allen Beteiligten, gerade bei der Entwicklung einer so umfangreichen Datenbank. Die Überbrückung der unterschiedlichen Denk- und Arbeitsweisen von Wissenschaftlern und Programmierern war sicherlich eine Herausforderung, die sehr lehrreich war. Auch in technischer Hinsicht habe ich natürlich viel dazugelernt.

Und was am wenigsten?
Manchmal stört es mich etwas, dass ich als ausgebildeter Archäologe vor allem am Computer arbeite und selten mit den Fundstücken oder Archivalien selbst in Kontakt komme. Außerdem wäre es schön, mal wieder selbst im Feld zu sein und an einer Ausgrabung teilzunehmen. Aber möglicherweise ergibt sich dafür im Rahmen des Projektes noch die Gelegenheit, da die Kollegen aus Schleswig regelmäßig Feldforschungen vor Ort durchführen.

Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Sehr spannend war für mich das erste Treffen unseres wissenschaftlichen Beirats, an dem ich teilgenommen habe. Es fand 2016 in Mainz statt. Der Beirat setzt sich aus namenhaften Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern zusammen. Es war sehr aufregend, diesen hochrangingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unser Projekt vorzustellen, und spannend, sie im Anschluss bei einer Exkursion etwas genauer kennenzulernen.

Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Zuerst würde ich mir eine Taschenlampe suchen und dann in aller Ruhe alle Exponate anschauen. Wenn ich dann noch meinen Fotoapparat dabei hätte, würde ich gerne von den schönsten Stücken Fotos im Taschenlampenlicht machen. Das Ergebnis sähe bestimmt sehr spannend aus.

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