Sebastian Kriesch, Projektmitarbeiter im Archäologischen Zentrum

Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte Mitarbeiter*innen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir Sebastian Kriesch über die Schulter, technischer Mitarbeiter im Projekt “Eisenzeit im Baltikum” am Archäologischen Zentrum.
Woran arbeiten Sie gerade?
Zusammen mit meiner Kollegin Heidemarie Eilbracht arbeite ich in dem Berliner Teil des Forschungsprojekts „Forschungskontinuität und Kontinuitätsforschung. Siedlungsarchäologische Grundlagenforschung zur Eisenzeit im Baltikum“. Das Kooperationsprojekt zwischen dem Museum für Vor- und Frühgeschichte und dem Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in Schleswig mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften ist langfristig angelegt, um Grundlagenforschung zur Archäologie im
ehemaligen Ostpreußen zu betreiben. Inhaltlich geht es in unserem
Projektmodul in Berlin um die Erfassung und die Digitalisierung von
Aktenbeständen aus dem Prussia-Museum im ehemaligen Königsberg in Ostpreußen. Aus der bis 1945 deutschen
Provinz Ostpreußen sind große Akten- und Fundbestände treuhänderisch an
das Museum für Vor- und Frühgeschichte gelangt. Als Teil der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz sind wir dort dafür verantwortlich, das
Kulturerbe des ehemaligen Preußen zu bewahren. Daher sind die Bestände
aus Königsberg hier gut aufgehoben. Sie werden seit den 1990er Jahren
wissenschaftlich ausgewertet. In unserem Projekt wird eine
Forschungsinfrastruktur aufgebaut, die es in- und ausländischen
Wissenschaftlern ermöglichen soll, mit den digitalisierten Beständen zu
arbeiten. Denn die archäologische Forschungsgeschichte aus der Region
vor 1945 ist für die Kolleginnen und Kollegen aus Litauen, Polen und
Russland bisher kaum zugänglich und viele Fundorte sind heute nur noch
aus den alten Akten bekannt. Daher ist die Möglichkeit eines
vereinfachten Zugangs für ein wissenschaftliches Fachpublikum sehr
wichtig.
Daneben wird im Rahmen unseres Projekts natürlich auch archäologische
Forschung betrieben, die auf der Auswertung der Archivalien und Funde
basiert. Dafür arbeiten wir eng mit unseren Kollegen in Schleswig
zusammen. Für die genannten Zwecke wurde mit einer Partnerfirma eine
Online-Datenbank als Arbeitsinstrument entwickelt. An diesem Prozess bin
ich seit Mitte 2015 stark beteiligt. Nach Abschluss der
Entwicklungsarbeiten bin ich als Administrator für die Verwaltung der
Datenbank mit ihren Inhalten und Nutzerzugängen zuständig. Zusätzlich
befasse ich mich aber auch mit anderen informationstechnischen Dingen im
Rahmen des Projekts: Ich betreue die Projekthomepage, bereite
vorhandene Daten für die Migrationen in die Datenbank auf, recherchiere
und prüfe neue Daten und bin seit einiger Zeit auch als Datenredakteur
für das Museum für Vor- und Frühgeschichte tätig.
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Vor allem sitze ich am Computer und bearbeite Daten. Außerdem schreibe
ich viele Texte: Inhaltliches, aber auch viele Emails,
Workflow-Dokumente, Korrespondenz mit unserer Partnerfirma, die unsere
Datenbank technisch betreut etc. Zurzeit bereiten wir außerdem die
Migration der ca. 50.000 digitalisierten Aktenblätter vor. Bei Interesse
stelle ich unsere Projektdatenbank mit ihren Funktionen auch
Kolleginnen und Kollegen vor. Außerdem gibt es regelmäßige Treffen zur
Projektarbeit in Berlin, Schleswig oder Hamburg, an denen ich teilnehme.
Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Er ist sehr abwechslungsreich und ich lerne viel. Ich hatte mich vorher
noch gar nicht mit der Archäologie im ehemaligen Ostpreußen oder auch
nur mit der Region an sich beschäftigt. Aber jetzt, nach mehreren Jahren
Arbeit in dem Projekt, habe ich in dieser Hinsicht sehr viel
kennengelernt. Zusätzlich erfordert die Projektarbeit viel Kommunikation
mit allen Beteiligten, gerade bei der Entwicklung einer so
umfangreichen Datenbank. Die Überbrückung der unterschiedlichen Denk-
und Arbeitsweisen von Wissenschaftlern und Programmierern war sicherlich
eine Herausforderung, die sehr lehrreich war. Auch in technischer
Hinsicht habe ich natürlich viel dazugelernt.
Und was am wenigsten?
Manchmal stört es mich etwas, dass ich als ausgebildeter Archäologe vor
allem am Computer arbeite und selten mit den Fundstücken oder
Archivalien selbst in Kontakt komme. Außerdem wäre es schön, mal wieder
selbst im Feld zu sein und an einer Ausgrabung teilzunehmen. Aber
möglicherweise ergibt sich dafür im Rahmen des Projektes noch die
Gelegenheit, da die Kollegen aus Schleswig regelmäßig Feldforschungen
vor Ort durchführen.
Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Sehr spannend war für mich das erste Treffen unseres wissenschaftlichen
Beirats, an dem ich teilgenommen habe. Es fand 2016 in Mainz statt. Der
Beirat setzt sich aus namenhaften Wissenschaftlern aus verschiedenen
Ländern zusammen. Es war sehr aufregend, diesen hochrangingen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unser Projekt vorzustellen,
und spannend, sie im Anschluss bei einer Exkursion etwas genauer
kennenzulernen.
Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Zuerst würde ich mir eine Taschenlampe suchen und dann in aller Ruhe
alle Exponate anschauen. Wenn ich dann noch meinen Fotoapparat dabei
hätte, würde ich gerne von den schönsten Stücken Fotos im
Taschenlampenlicht machen. Das Ergebnis sähe bestimmt sehr spannend aus.
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