Vergessene Farbenpracht – Restaurierung eines Jan van Eyck
Lesezeit 3 Minuten
Bereits 2019 begann die Restaurierung eines Werks von Jan van Eyck in der Gemäldegalerie. Restauratorin Sandra Stelzig erklärt nun die Ergebnisse.
Text: Sandra Stelzig
Bereits 2019 begann die Restaurierung des „Mannes mit rotem Chaperon“ des flämischen Malers Jan van Eyck (1390–1441). Der Verlauf der restauratorischen Arbeit wurde in diesem Blog bereits vorgestellt, nun liegen Ergebnisse vor.
In erster Linie sollte die Restaurierung die ästhetische Beeinträchtigung durch den dicken alten Firnis behandeln. Ziel ist es die detailreiche Malerei und ihre Farbigkeit wieder besser sichtbar zu machen.
Mikroskopaufnahme aus dem grünen Gewand in drei Arbeitsstadien:
links oben: der Frnis im Vorzustand; mitte oben: die freigelegte Oxalatschicht nach Firnisabnahme; unten: die grüne Farbschicht nach Reduzierung der Oxalatschicht. Foto: Sandra Stelzig
Erste Proben zeigten eine leichte Löslichkeit der aufliegenden Firnisschichten, gleichzeitig aber auf der freigelegten Malschicht eine graue opake Schicht, die neue Probleme aufzeigte.
Harte Kristalle auf dem Bild
Eine Analyse im Rathgen Forschungslabor bestätigte die Vermutung, dass es sich um eine Oxalatschicht handelte. Dies sind sehr harte, unlösliche Kristalle aus der Verbindung von Metallionen und Oxalsäure aus organischem Material. Im Allgemeinen wird ihre Entstehung mit zu feuchten Lagerungsbedingungen in Kombination mit mikrobiellem Befall durch Schimmel und Bakterien, sowie Schmutzablagerungen in Verbindung gebracht.
In der Vergangenheit versuchte man bereits, durch sogenanntes „Auffrischen“ die Vergrauungen und Trübungen zu vermindern, was letztlich nur kurzfristig zu einer Verbesserung führte.
Die Oxalatschicht hatte sich auf dem gesamten Gemälde gebildet. Sie war allerdings über dem Grünen Gewand besonders intensiv, was sich mit der Wirkung der kupferhaltigen Farbschicht erklären lässt.
Mikroskopaufnahmen des Auges vor und nach der Firnisabnahme zeigen, wie stark die farbliche Beeinträchtigung durch die Gilbung des alten Firnisses war. Foto: Sandra Stelzig
Mikroskopaufnahmen des Auges vor und nach der Firnisabnahme zeigen, wie stark die farbliche Beeinträchtigung durch die Gilbung des alten Firnisses war. Foto: Sandra Stelzig
Jan van Eycks Fingerabdruck
Die Abnahme der an sich unlöslichen Oxalatschicht konnte nur gelingen, da sie sich innerhalb der Schmutzschicht gebildet hatte, die ihrerseits auf Feuchtigkeit reagierte und schwach quellbar war. Die Abnahme erfolgte dann mechanisch so weit, dass ein Großteil der Kristalle entfernt wurde. Aufgrund der Lage direkt auf der originalen Malschicht war eine vollständige Abnahme zu riskant für das Gemälde. Dennoch konnte eine erhebliche Verbesserung erreicht werden.
Mikroskopaufnahme aus dem Gewand nach der Restaurierung mit sichtbarem Fingerabdruck in leicht gebogenen, fast parallelen Linien. Foto: Sandra Stelzig
Die Restaurierung hat die feine grüne Farbigkeit des Gewandes erst wieder richtig sichtbar werden lassen. Besonders schön ist, dass nun auch ein Fingerabdruck Jan van Eycks sichtbar wurde. Er belegt, dass der Künstler die grüne Lasur mit den Fingern aufstupfte. Solche Spuren finden wir in wenigen seltenen Fällen in unseren Bildern. Sie sind immer etwas Besonderes und sind wie eine Zeitreise in die Entstehungszeit eines Gemäldes.
Hochauflösende Aufnahme des van Eyck im Centre For Fine Arts Brussels, die nun auch in der Gemäldegalerie zu sehen ist.
Foto: KIK-IRPA, Brüssel
Unglaubliche Vergrößerung
Die Ergebnisse dieser und weiterer Restaurierung zeigen wir auch in unserer aktuellen Ausstellung in der Gemäldegalerie „Zoom auf van Eyck – Meisterwerke im Detail“, ergänzt mit Ergebnissen restauratorischer Forschung.
Im Zentrum der Ausstellung steht eine große digitale Projektion, die wir aus Brüssel ausleihen konnten. Sie basiert auf hochauflösenden Aufnahmen, die einzelne Gemälde Jan van Eycks in unglaublicher Vergrößerung zeigen.
Ausstellung in der Gemäldegalerie. Foto: Sandra Stelzig
Dem gegenübergestellt sind originale Gemälde Jan van Eycks und seines Umfeldes aus unserer Sammlung. Wir bieten hier zum ersten Mal unseren Besucher:innen Lupen an, um die feinteilige Malweise Jan van Eycks selbst in unmittelbarer Nahansicht zu erforschen und so genau zu betrachten, wie es sonst nicht möglich ist.
In der Gemäldegalerie wird derzeit ein Gemälde des flämischen Meisters Jan van Eyck restauriert. Restauratorin Sandra Stelzig erklärt, welche Schritte… weiterlesen
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