Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte MitarbeiterInnen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir ihnen über die Schulter. Dieses Mal: Gabriel Montua, neuer Sammlungskurator im Museum Berggruen.
Woran arbeiten Sie gerade?
Wir arbeiten auf Hochtouren an der Ausstellung „Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen“, die am 20. November eröffnet. Sven Haase und Doris Kachel haben sich drei Jahre lang mit den Provenienzen der Sammlung befasst. Nun präsentieren wir die Ergebnisse in Form einer Ausstellung mit einem Katalog, wo alles en detail nachzulesen ist. In der Sonderpräsentation ordnen wir Werke nach ihren Vorbesitzern neu an und geben Erläuterungen zu der bewegten Geschichte der Bilder und zur Arbeit der Provenienzforschenden. Dafür müssen über 70 Objekte ihren Platz wechseln! Das ist ein riesiger logistischer Aufwand, da bin ich sehr froh über die Unterstützung von unserem Depotverwalter Paul Markus und von vielen weiteren Mitarbeitern.
Ein weiteres Projekt ist der Bestandskatalog der Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Nationalgalerie. Hier arbeitet die ganze Nationalgalerie mit, die Texte zu den Werken aus dem Museum Berggruen liegen aber bei mir.
Zuletzt beschäftige ich mich auch mit der Verbesserung des Social Media Auftritts des Museum Berggruen auf Facebook und Instagram. Auch dies ist ein Kollektivprojekt und ich finde, die ersten Resultaten können sich sehen lassen!
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
In einer gewöhnlichen Woche gehe ich mehrmals durch sie Ausstellungsräume, um nachzusehen, ob auch alles gut aussieht. Viel Arbeit passiert am Schreibtisch, von Email-Korrespondenzen bis zum Redigieren von Texten. Gerade für den wissenschaftlichen Teil sind auch Gänge in Bibliotheken nötig. Das ist gut, so bleibt man in Bewegung!
Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Die Nähe zu den Werken! Wenn wir ein Gemälde umhängen, kann man seine Rückseite ansehen und die vielen kleinen Aufkleber, die man früher bei jeder Reise eines Bildes aufgeklebt hat, ein bisschen wie bei alten Koffern, wo die Sticker von Hotels oder Schiffslinien die Reiseroute des Besitzers dokumentieren. Einige dieser Rückseiten-Aufkleber präsentieren wir unserem Publikum auch bei „Biografien der Bilder“. Aber grundsätzlich ist dieser Blick „hinter die Kulissen“, bei dem man die ganze Materialität eines originalen Gemäldes erfährt, ein sehr intimer Vorgang und ganz anders, als wenn man ein Bild nur aus dem Internet kennt, also eigentlich nur das Motiv seiner Vorderseite.
Und was am wenigsten?
Wie in jedem Beruf gibt es Dinge, die nicht so viel Spaß machen. Manchmal könnte das Verhältnis von Arbeitszeit vor einem Bild und Arbeitszeit vor einem Bildschirm besser sein, denn es ist doch immer wahnsinnig viel zu organisieren.
Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Jede Eröffnung ist immer sehr aufregend! In der Zeit unmittelbar davor fragt man sich ständig: Wird alles rechtzeitig fertig? Wann kommt endlich der Katalog? Eine Stunde bevor die Gäste zur Eröffnung oder die Journalisten zur Pressekonferenz kommen, fühlt man die Stunde der Wahrheit näher rücken: Werden die Werkauswahl und ihre Anordnung, die grafische Anmutung und das gesamte Besuchserlebnis das Publikum begeistern? Und was wird die Presse schreiben?
Kurios kann ja vieles sein… Vor einigen Jahren habe ich als Kurier ein Kunstwerk zu einer Ausstellung begleitet. Am Flughafen Frankfurt schaut ein junger Mitarbeiter der Sicherheitsfirma auf meine Bordkarte und fragt: „Sie sind doch der Kunstkurier?“ Ich bejahte, schon sehr müde von der langen Reise. „Wollen wir das Bild nicht verschwinden lassen? Habe alles vorbereitet, der Laster steht schon da. Und dann machen wir fifty-fifty.“ Ich hab ihn wahrscheinlich angeschaut wie ein Porträt von Picasso, mit den Augen in völlig unterschiedliche Richtungen. Dann brach er in Lachen aus, es war nur ein Scherz.
Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Ich würde mir eine Decke und Kissen mitnehmen und mich zum „Schlafenden“ legen, einer großen Tuschezeichnung von Picasso von 1942. Dort, unter dem sanft wachenden Blick der gleich groß dargestellten Frau, lässt es sich bestimmt vorzüglich träumen!
Titelbild: © Charlotte Jansen
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