Was macht eigentlich … Lisa Hackmann, Wissenschaftlerin im Zentralarchiv
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Lisa Hackmann erforscht gemeinsam mit ihren Kolleg:innen am Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin die Provenienzen der Objekte.
Woran arbeiten Sie gerade?
Lisa Hackmann: Seit einem Jahr arbeite ich gemeinsam mit Francisca Cruz, die mich als museologische Assistenz unterstützt, an der Erforschung der Herkunfts- und Besitzgeschichte der vor 1945 entstandenen Werke aus der Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch. Dabei handelt es sich um eine private Kunstsammlung, die 2010 dem Land Berlin geschenkt und als Dauerleihgabe der Neuen Nationalgalerie überlassen wurde. Ihren Kern bilden Gemälde, Arbeiten auf Papier und Skulpturen des Surrealismus und des Abstrakten Expressionismus der New Yorker Schule von namhaften Künstler*innen wie Salvador Dalí, Max Ernst, René Magritte, Joan Miró, Tamara de Lempicka und Dorothea Tanning. Besonders interessant an dem Bestand ist, dass die Provenienzen der Werke stark international geprägt sind – sowohl die Künstler*innen als auch die Besitzer*innen und die Objekte selbst bewegten sich, natürlich auch den historischen Umständen geschuldet, ausgesprochen viel in Europa, Nordamerika, aber auch darüber hinaus.
Was ist das Ziel des Projektes?
Lisa Hackmann: Es geht darum, die Biografien der rund 100 Objekte nach Möglichkeit lückenlos zu rekonstruieren und zu prüfen, ob darunter Werke sind, die ihren Vorbesitzer*innen, insbesondere jüdischen Menschen, in der Zeit des Nationalsozialismus entzogen wurden.
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Lisa Hackmann: Im vergangenen Jahr haben wir sehr viel Zeit damit verbracht, uns mit der großen Hilfe der Restauratorin Ina Hausmann die Rückseiten der Werke anzuschauen, die oft viel über das Leben der Objekte erzählen. So findet man etwa Etiketten, Beschriftungen oder Stempel, die auf ihre Datierung, auf Ausstellungen oder Besitzer*innen hinweisen. Parallel dazu recherchiere ich intensiv in Bibliotheken und suche in Werkverzeichnissen, Auktions- und Ausstellungskatalogen nach Informationen zu den Besitzumständen der Werke.
Aktuell besteht zudem eine weitere Aufgabe darin, in Kontakt mit Kunsthändler*innen und Galerien, Museen und Archiven zu treten, die potentiell über Ankaufswege und Provenienzen Auskunft geben könnten. Alle Puzzleteile füge ich nach und nach zusammen, um am Ende ein möglichst vollständiges Bild der Herkunftsgeschichte der Werke zu erhalten.
Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Lisa Hackmann: Sehr spannend und bereichernd ist das Erforschen der oft ereignisreichen Biografien der Künstler*innen und ehemaligen Besitzer*innen, aber auch der weitverzweigten Netzwerke des Kunsthandels. Im Fall von jüdischen Menschen ist man während des Nationalsozialismus häufig mit bewegenden Flucht- und Verlustgeschichten konfrontiert. Bedeutender Teil unserer Arbeit als Provenienzforscher*innen ist es, diese ans Licht zu bringen.
Und was am wenigsten?
Lisa Hackmann: Manchmal herrscht in meinem Kopf großes Chaos, tausend lose Fäden, falsche Fährten, im Nichts verhallende Ideen… Aber wenn sich Dinge plötzlich zusammenfügen und Sinn ergeben, kann es sehr glücklich machen.
Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Für mich ist es immer wieder ein sehr besonderer, fast intimer Moment, wenn wir die Kunstwerke auf Provenienzspuren hin untersuchen und wir sie aus nächster Nähe betrachten dürfen. Dann liegen Gemälde oft ohne Rahmen und Schutzglas vor uns, man sieht die Farbschichten, die Struktur der Leinwand, kann den Malprozess förmlich spüren und kommt den Künstler*innen dadurch sehr nahe.
Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Ich würde mich in der Alten Nationalgalerie mit Schlafsack und Isomatte vor Walter Leistikows Grunewaldsee legen und mich ins Gemälde hineinträumen…
Die Nationalgalerie nahm im März 1942 eine Überweisung vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda in Empfang: Eine Studie zum „Eisenwalzwerk“… weiterlesen
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