Anne Sklebitz, Volontärin im Museum für Vor- und Frühgeschichte
Lesezeit 3 Minuten
Von der Steinzeit bis in die digitale Ära: Als
wissenschaftliche Volontärin hat Anne Sklebitz täglich mit den
verschiedensten Themen zu tun. Derzeit bereitet sie nicht nur eine
Archäologie-Ausstellung vor, sondern arbeitet auch an einem
Virtual-Reality-Projekt zum zehnjährigen Jubiläum des Neuen Museums.
Interview: Sven Stienen
Woran arbeiten Sie gerade? Derzeit arbeite ich an zwei großen Projekten, der Ausstellung „Berlins
größte Grabung. Forschungsareal Biesdorf“ und einem
Virtual-Reality-Projekt anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der
Wiedereröffnung des Neuen Museums.
Worum geht es bei dem Virtual-Reality-Projekt? Die ehemalige Ausstattung in der zentralen Treppenhalle des Neuen
Museums wird wieder sichtbar gemacht. Sie bestand vor allem aus
großflächigen Wandmalereien, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.
Sie wurden Mitte des 19. Jahrhunderts im Auftrag des preußischen Königs
Friedrich Wilhelm IV. von dem Künstler Wilhelm von Kaulbach angefertigt.
Die gesamte Treppenhalle war mit einem vielschichtigen Ensemble von
Malereien verziert, die das Weltbild dieser Epoche repräsentierten. Der
Hauptzyklus bestand aus sechs monumentalen Darstellungen: Auf der
Südwand zeigten sie den Turmbau zu Babel, Homer und die Griechen sowie
die Zerstörung Jerusalems, auf der Nordwand die Hunnenschlacht, die
Kreuzfahrer von Jerusalem und das Zeitalter der Reformation. So hat die
Treppenhalle im Neuen Museum die ganze Kulturgeschichte in sich vereint.
Mit unserer Virtual-Reality-App – oder kurz VR-App – wollen wir diesen Bilderzyklus wieder erlebbar machen und erklären.
Was erwartet die Besucher*innen konkret? Bei den Bänken in der Treppenhalle liegen VR-Brillen bereit, durch die
man die jeweils gegenüberliegende Wand betrachtet. Zwei 360°-Filme, die
in den VR-Brillen gezeigt werden, vermitteln einen Eindruck der
Treppenhalle um 1920. Der damalige Zustand steht im Kontrast zu der
heutigen, von David Chipperfield gestalteten Halle: Hier zeugen nun die
leeren, vernarbten Wände von der Geschichte des Hauses, der Zerstörung
im Krieg und der Zeit als Ruine während der Teilung Berlins. Die
Wandgemälde wiederherzustellen, hätte diesem Konzept widersprochen, weil
damit nur ein einziger Ausschnitt aus der wechselhaften Geschichte des
Hauses repräsentiert gewesen wäre. Die Virtual Reality kann nun den
Eindruck der originalen Wandbemalung ergänzen und damit diesen Teil der
Geschichte des Hauses wieder erlebbar machen. Außerdem erklärt sie, wie
die Menschen zur Entstehungszeit des Hauses dachten.
Was beeindruckt Sie selbst an dem VR-Projekt am meisten? Es ist toll, wie man plötzlich auch ohne VR-Brille die Bilder an den
Wänden sieht. Durch die VR erhalten sie mehr Lebendigkeit als auf den
alten Schwarz-Weiß-Abbildungen, die eigens für das Projekt farbig
rekonstruiert wurden. Außerdem kann ich durch die digitale
Rekonstruktion die moderne Architektur viel besser verstehen. Im
direkten Vergleich ist es besonders faszinierend zu sehen, wie gut die
Architektursprache in der Treppenhalle wiederhergestellt wurde.
Wie sieht Ihr Berufsalltag neben diesem besonderen Projekt aus? Als Kuratorin der Ausstellung „Berlins größte Grabung“
bin ich gerade ebenfalls sehr beschäftigt. Darüber hinaus bin ich in
unterschiedlichste Abläufe vom Ausstellungsdesign über die Planung der
Publikation bis zur Entwicklung von Vermittlungsformaten eingebunden.
Was mögen Sie an dem Job am meisten? Der Alltag im Museum ist sehr vielfältig, außerdem hat man immer mit vielen Menschen zu tun – beides finde ich toll.
Und was am wenigsten? Anstrengend wird es, wenn Termindruck dazukommt, etwa kurz vor dem
Abschluss eines Projektes oder einer Ausstellungseröffnung. Aber das
gehört auch dazu und manchmal ist es auch ganz gut so.
Gibt es ein besonderes Ereignis, das Sie mit Ihrer Arbeit verbinden? Vieles an dem Job ist für mich besonders. Kurios können kleinere
Aufgaben sein, wie eine Bahnfahrt durch Berlin mit dem Hirschgeweih, das
für die Replik einer steinzeitlichen Maske genutzt wurde, die wir in
der Biesdorf-Ausstellung zeigen. Aufregend ist für mich momentan vor
allem der Gedanke an die Eröffnung meiner ersten eigenen Ausstellung
sowie die Vorfreude auf das VR-Projekt in der Treppenhalle.
Was würden Sie nachts im Museum tun? Wahrscheinlich würde ich mich erst mal etwas gruseln und hoffen, dass
die Mumien in Ruhe weiterschlafen. Dann würde ich aber auf
Entdeckungstour gehen, um in aller Ruhe die Objekte mal in einem anderen
Licht zu betrachten.
Was macht eigentlich eine erfolgreiche Ausstellung aus? Ein Gespräch mit Matthias Wemhoff, dem Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte… weiterlesen
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