Was macht eigentlich … Stefan Geismeier, Steinrestaurator am Vorderasiatischen Museum?
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Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte Mitarbeiter:innen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir ihnen über die Schulter. Dieses Mal: Stefan Geismeier, Steinrestaurator im Vorderasiatischen Museum.
Woran arbeiten Sie gerade?
Momentan ist mein Hauptschwerpunkt die Baufreimachung im Pergamonmuseum, dabei geht es vor allem um statische Belange, um Arbeitsabläufe, wie man die Objekte bei dem Transport in die verschiedenen Außendepots so wenig wie möglich gefährdet. Und dabei bin ich vorrangig als restauratorischer Berater tätig. Dadurch, dass bei jeder Bewegung eines Objekts immer eine gewisse Gefährdung präsent ist, achte ich darauf, dass man diese so gut wie möglich minimieren kann.
Daneben kümmere ich mich auch noch um die Vor- und Nachbereitung von Steinobjekten für verschiedene Leihgaben.
Was macht die Baufreimachung im Vorderasiatischen Museum so herausfordernd und besonders?
Herausfordernd sind für meine Fachrichtung vor allem die enormen Gewichte und die Konstruktion der Objekte. Bei dem Wettergott Hadad oder der Siegesstele des Asarhaddon z.B., war zunächst unklar, wie diese aufgebaut sind, da sie jeweils aus vielen einzelnen Fragmenten zusammengesetzt sind. Wenn heute Objekte dieser Art aufgebaut werden, wird erstmal ein statisches Konzept entwickelt, und das ist eben bei unseren Steinobjekten, die in den 1930er Jahren im Museum aufgestellt wurden und seitdem dort standen, nicht der Fall. Es ist dementsprechend oft überraschend für uns, zu entdecken, wie die Objekte eigentlich aufgebaut sind. Teilweise können wir auch endlich Objektbereiche sehen, die sonst nie für uns sichtbar waren, da diese in den jeweiligen Sockel ,,eingeputzt“ waren.
Diese ganzen neuen Entdeckungen machen den gesamten Prozess sehr besonders.
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Morgens checke ich erst mal mein E-Mail-Postfach. Anschließend gehe ich entweder rüber ins Pergamonmuseum und betreue dort Transporte mit oder nehme an Besprechungen teil. Sonst bin ich in der Restaurierungswerkstatt und kümmere mich um die Vor- und Nachbereitung von Leihgaben und die eher kleineren Restaurierungen, die momentan anfallen.
Aktuell bin ich aber aufgrund der Baufreimachung zwei bis drei Mal pro Tag im Pergamonmuseum. Allgemein lässt sich auch sagen, dass sich mein Berufsalltag mit der Baufreimachung gravierend verändert hat. Zuvor habe ich viel mehr Zeit in der Werkstatt verbracht und mich um die Sammlungspflege in der Dauerausstellung gekümmert. Diese war natürlich durch die Besuchszeiten im Pergamonmuseum beschränkt, das heißt, alles musste bis spätestens 10 Uhr morgens erledigt sein. Zusätzlich fiel für eigene Sonderausstellungen oder Projekte mehr Depotarbeit an.
Daneben begleite ich Objekte, die als Leihgaben in anderen Museen ausgestellt werden, auf sogenannten Kurierreisen mit und überprüfe, ob alle konservatorischen Auflagen erfüllt sind. Das steht ungefähr vier Mal im Jahr an.
Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Die Verbindung zwischen dem Handwerklichen/Restauratorischen und dem Wissenschaftlichen und, dass man hier speziell im Vorderasiatischen Museum von so vielen Objekten umgeben ist, die einmalig schön sind.
Und was am wenigsten?
Alles, was unter Bürokratie und Verwaltung fällt.
Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Das war eigentlich die Mitarbeit in Syrien im Tell Halaf-Projekt. Der Tell Halaf zählt zu den bedeutendsten Ruinenhügeln in Syrien. 77 Jahre, nachdem zuletzt deutsche Forscher dort gearbeitet haben, wurden 2006 dort Grabungsarbeiten durch ein syrisch-deutsches Team aufgenommen, die leider 2011 wegen des syrischen Bürgerkriegs unterbrochen werden mussten. Für mich ging es in dem Projekt vorrangig um die Restaurierung vor Ort in Syrien oder in Berlin. Die Bestände in Syrien und in Berlin überschneiden sich gewissermaßen. Das bedeutet, dass es in Syrien teilweise Fehlstellen an großen Steinobjekten gab, die sich dann durch Teile aus Berlin ergänzen ließen, oder anders herum. Oft ging es dabei um einen Fuß oder Ähnliches, der sich in Syrien ohne die dazugehörige Figur befand, die wiederum in Berlin war. Das war insgesamt ein sehr spannendes Projekt.
Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Ich würde mich neben oder vor den Wettergott Hadad legen und schauen, wie er sich über die Nacht verändert und sich im Mondlicht verhält. Zwischendurch würde ich vermutlich auch etwas schlafen.
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