Das Jahr 2022 war so bewegt wie lange keines mehr. Der Krieg in Europa berührt auch die Museen tief, gleichzeitig gehen Tagesgeschäft und Ausstellungsprogramm weiter. Hoffnungsvoll stimmt eine spektakuläre Rückgabe zum Jahresende. Ein Jahresrückblick aus der Redaktion.
Das Jahr begann virtuell: Parallel zur Ausstellung „Magische Spiegelungen“ in der Alten Nationalgalerie entstand eine virtuelle Web-Anwendung, die es ermöglicht, in die erstaunlichen Perspektiven und Bildwelten des preußischen Malers Johann Erdmann Hummel abzutauchen. Anfang des 19. Jahrhunderts schuf Hummel fotorealistische Studien von Spiegelungen und anderen optischen Phänomenen, hinter denen oft spannende Geschichten stecken – so wie die von der größten Schale der Welt.
Die Mschatta-Fassade ist das größte Exponat im Museum für Islamische Kunst im Pergamonmuseum. Im März 2022 begann die Restaurierung des monumentalen Bauwerks aus Jordanien. Wir haben die bevorstehende Restaurierung als Anlass genommen, uns die Fassade genauer anzuschauen. Der Palast, von dem die Mauer stammt, ist einer der größten seiner Art und Teil einer ganzen Kette von sogenannten Wüstenschlössern. Die Mauer selbst ist mit geheimnisvollen Reliefs verziert, die auf den Ursprung der islamischen Kunst verweisen.
Im Februar begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Mit diesem unvorstellbaren Tabubruch zerbrachen auch viele Brücken, die deutsche Wissenschaftler:innen in jahrelanger Arbeit nach Russland gebaut hatten. Im Interview erzählten die Archäologen Matthias Wemhoff und Manfred Nawroth im März, was der Krieg für ihre Arbeit bedeutet und wie sie die Zukunft der deutsch-russischen Beziehungen in der Kunst und Wissenschaft sehen.
Christian Daniel Rauch war ein großer Bildhauer des Klassizismus. Wesentliche Teile seines Gesamtwerks sind heute im Bestand der Alten Nationalgalerie – doch gezeigt werden sie im Rahmen des Föderalen Programms in einem kleinen Museum in Rauchs Heimatstadt Bad Arolsen. Zum 20. Jubiläum des Rauch-Museums im Mai 2022 reiste Redakteur Sven Stienen in die nordhessische Provinz, um sich auf die Spuren eines großen Berliner Meisters zu begeben.
Die spektakuläre Schau „Bitte Lachen / please cry“ der amerikanischen Künstlerin Barbara Kruger in der Neuen Nationalgalerie war eines der bildgewaltigen Highlights des Jahres am Kulturforum. Joachim Jäger, stellvertretender Direktor des Hauses, traf die Künstlerin im Juni zum Gespräch über Kunst, Politik und George Orwell.
Im September schloss das Museum Berggruen vorerst seine Türen, um saniert zu werden. Unsere Autorin Irene Bazinger besuchte das Haus im Juli noch einmal und brachte viele Eindrücke mit. Von Picassos „Sitzendem Harlekin“ bis zu Alberto Giacomettis „Katze“ verfügt die Sammlung über einige Highlights der Moderne. Bis die Sanierung des Hauses abgeschlossen ist, wird die Sammlung im Rahmen einer Ausstellungstournee an verschiedenen Stationen in Asien und Europa gezeigt, zur Zeit ist sie in Tokio zu sehen..
Über das Humboldt Forum wurde von Beginn an intensiv diskutiert – zu Recht, denn diese Diskussion ist Teil des Diskurses, der zu einem neuen Selbstverständnis Ethnologischer Sammlungen geführt hat. Dazu gehört auch die engere Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften der Objekte, die von den Kurator*innen der außereuropäischen Sammlungen im Humboldt Forum begrüßt wird. Ein spektakuläres Ergebnis dieser Bemühungen war der Besuch von zwei Delegationen aus Palau und von den Fidschi-Inseln im Humboldt Forum im August: Die Handwerker waren gekommen, um selbst Hand an die Großobjekte im Humboldt Forum anzulegen.
Willy Römer , Sonntags vor dem Zelt 3 promenierten die Berliner bei Freikonzert mit Kind und Familie unter dem Bäumen des Tiergartens. , Motiv 1 von 4 , Aufnahmedatum: 1910 , Aufnahmeort: Berlin , Copyright: bpk / Kunstbibliothek, SMB, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Das Kulturforum ist nicht nur eine Betonwüste, hinter dem Stein steckt eine faszinierende Geschichte. Der Ort im Herzen Berlins war schon immer ein Spielball der deutschen Geschichte – und dies zeigte sich in zahlreichen Transformationen die das Kulturforum in den letzten Jahrhunderten durchlebte: vom Viertel der bürgerlichen Elite zum gescheiterten Fiebertraum von „Germania“, über die deutsche Teilung bis zum Neustart als Kultur-Forum. Anlässlich des „Tags im Grünen“ mit allen Kulturforums-Anrainern der SPK schauten wir uns im September die Geschichte dieses spannenden Ortes einmal genauer an.
Die Prinzessinnengruppe von Johann Gottfried Schadow ist ein ikonisches Werk des Klassizismus, der Bildhauer gilt als Begründer der Berliner Bildhauerschule. Seit Oktober werden Schadows Hauptwerke in der ersten Retrospektive seit rund 30 Jahren von der Alten Nationalgalerie gezeigt. Wir sprachen im Vorfeld der Ausstellung mit der Restauratorin Alexandra Czarnecki, die das Gipsmodell für Schadows berühmte Prinzessinnengruppe restauriert hat.
Nachdem im September die 22-jährige Mahsa Amini von Sicherheitskräften brutal ermordet wurde, brach im Iran eine Protestwelle aus, die bis heute andauert und von vielen als Revolution bezeichnet wird. Im November sprachen wir mit Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst, über seine Sicht auf den Konflikt, auf die iranische Diaspora und seine eigenen Erfahrungen mit den Menschen im Iran.
Anlässlich des 200. Geburtstags von Heinrich Schliemann, dem berühmten Archäologen, zeigt das Museum für Vor- und Frühgeschichte noch bis 8. Januar die Schau „Schliemanns Welten“. Die Ausstellung präsentiert anhand von verschiedensten Leihgaben aus vielen Sammlungen der SPK die verschiedenen Stationen im Leben Schliemanns – vom erfolgreichen Kaufmann über eine Episode als Goldgräber und Asienreisender bis zur Entdeckung Trojas und Mykenes. Im November begaben wir uns auf die Spuren der Leihgaben, die die Ausstellung so besonders machen.
Die berühmten „Benin-Bronzen“ waren in den letzten Jahren weltweit im Gespräch. Auch in Berlin befinden sich einige der Kunstwerke, die 1897 im Rahmen einer britischen Strafexpedition aus dem Königreich Benin geraubt wurden. Im Dezember wurden erstmals zehn Benin-Bronzen aus dem Bestand des Ethnologischen Museums zurückgegeben – und ein neues Kapitel in der Aufarbeitung kolonialen Unrechts geöffnet.
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